Die Kirche wurde am 15. Mai 1251 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Eine Schenkungsurkunde des Erzbischofs Christian II. von Weisenau erwähnt ein Kapellenaltar, der dem Heiligen Nikolaus geweiht wurde. Aus einer weiteren Urkunde ist zu erfahren, dass 1310 die Breckenheimer Kirche von der Mutterkirche in Wallau getrennt wurde und durch den Mainzer Domkuster in St. Peter, Gottfried von Eppstein, zur selbstständigen Kirche ernannt wurde. 1530 unter Landgraf Wilhelm den II. von Hessen wurden 160 Einwohner zum Lutherischen Glauben reformiert. Pfarrer Wolfgang Scheffer, der bis dahin Seelsorger war, war mit dem neuen Glauben nicht einverstanden und ließ sich daraufhin versetzen. 1624 folgte Pfarrer Christinus Pabricius, der nur 10 Jahre später an der Pest verstarb. Durch den 30jährigen Krieg wurde auch die Kapelle bis auf den Turm zerstört.
Bis 1668 waren wieder 30 Familien ansässig. Schultheiß Wilhelm Keim regte den Bau einer Kirche und Schulhaus an, leider verstarb er schon 1668. Seine Grabplatte ist in der Kirche an der Wand links vom Altar zum Andenken an ihn angebracht. 1724 wurde die neue Barocke Saalkirche mit dem renovierten Turm eingeweiht. Das ursprüngliche Kreuzgewölbe des Chorturms wurde mit einer Holzbalkendecke über dem Altar mit Orgelempore ausgebaut. Die Bilder entlang der Empore stammen aus dieser Zeit. Sie stellen in naiver Malerei den Leidensweg Christi dar. Beginnend mit dem Garten Gethsemane, der Gefangennahme, das Verhör vor Herodes, die Handwaschung des Pilatus, die Geißelung, Ecce Homo, die Kreuztragung, die Aufrichtung des Kreuzes, die Grablegung, die Auferstehung, die Begegnung mit den Jüngern, der ungläubige Thomas, die Himmelfahrt und das Jüngste Gericht. Leider ist der Maler unbekannt. Über der Kanzel ist ein Nest zu sehen in dem ein vergoldeter Pelikan mit drei Jungen sitzt. Aus seiner Brust zupft er sich Federn aus bis das Blut austritt, um seine Jungen vor dem verhungern zu retten. Ein Symbol das besagen soll, in der Not gibt eine Mutter ihr Herzblut, um ihre Kinder zu retten.
Die erste Glocke mit 96 cm Durchmesser und mit der Inschrift „Aus der Tiefe ruf ich Herr zu Dir“ bekam die Kirche im Jahr 1768. Nun rief die Glocke die Gläubigen am Sonntag zum Gottesdienst. Eine zweite kleinere Glocke mit 84 cm Durchmesser und mit der Inschrift „Verleih uns Frieden gnädiglich“ folgte dann 1805“. Erst 72 Jahre später 1877 kam eine dritte Glocke mit 55 cm Durchmesser dazu, mit der Inschrift „Auf meinen Schall kommt teure Brut, die ihr seid meines Leibes Glieder, frohlockend preiset Jesus Christ, der euer Haupt und Mittler ist“. Die große und die mittlere Glocken wurden im 1. Weltkrieg eingeschmolzen. 1922 kamen zwei neue Glocken zu der kleinen Glocke wieder in den Glockenturm. Die mittlere Glocke wurde den Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkriegs gewidmet. Im 2. Weltkrieg passierte genau dasselbe, die beiden großen Glocken wurden 1942 abmontiert und für Waffen und Munition eingeschmolzen. Im Jahr 1952 kamen zwei Glocken wieder in den Turm.
Unter Pfarrer Herr wurde die Kirche 1967 renoviert.
Die erste Turmuhr war wahrscheinlich noch vom 30jährigen Krieg erhalten geblieben. Sie hatte römische Ziffern und einen Pfeil als Zeiger. 1837 wurde eine neue Turmuhr eingebaut. Dem Wetter ständig ausgesetzt hat sie 118 Jahre lang den Dorfbewohnern die Zeit vermittelt. Uhrzeiger und Ziffern wurden 1987 neu vergoldet. Weithin sichtbar ist der auf einer Kugel sitzende Wetterhahn, der sich mit dem Wind dreht. Vielen Generationen hat er die Windrichtung schon gezeigt. Die durch die Landwirtschaft wetterabhängigen Dorfbewohner orientierten sich danach, Westwind brachte Regen, Ostwind brachte beständiges Wetter. Für die Getreideernte war das sehr wichtig, überhaupt bei allen Arbeiten auf dem Feld, denn zur damaligen zeit gab es weder Radio noch Zeitung.
Die Grabplatte von Pfarrer Textor von 1513 wurde bei Bauarbeiten in der Löffelgasse 1991 als Brunnenabdeckung gefunden und in der Kirche befestigt, wie auch die Grabplatte von Pfarrer Bonhardt von 1757.
Aus Schulbüchern ist ersichtlich, dass die Orgel 1826 repariert wurde, doch im Jahr 1877 spielunfähig wurde. Der Orgelbauer Vogt aus Igstadt wurde beauftragt eine neue Orgel zu bauen. Schon ein Jahr später konnte diese zu Pfingsten eingeweiht werden. Sie hat 11 Register und 690 Pfeifen, ein Schmuckstück, das die Gottesdienstbesucher durch ihren hervorragenden Klang beim Gesang begleitet.
Die in Wiesbaden wohnende Rechnungskammerrätin Reuther stiftete der Kirche einen neuen Marmoraltar. Dieser wurde in Vilma an der Lahn hergestellt. Im Jahr 1989 unter Pfarrer Frisch, wurde die Kirche von innen und außen renoviert. Im Innenraum der Kirche wurden Barockleuchten in flämischem Stil neu angebracht. Auch der Wetterhahn mit seiner Kugel wurde wetterfest gemacht.
Die Breckenheimer Kirche hat etwas ganz besonderes aufzuweisen. Von 156 Breckenheimer Bürgern wurde eine Breckenheimer Bibel per Hand geschrieben. Es entstanden vier Bände aus dem neuen Testament der Lutherischen Bibel, die vier Evangelien, die Apostelgeschichte und die Offenbarung des Johannes. Ein Unikat, welches am 25. August 2007 in einem Festakt von Pfarrer Fippinger der Gemeinde vorgestellt wurde. Der Kirchenchor Cantate Domino gestaltete den Festgottesdienst mit und Dekan Heinemann nahm auch am Gottesdienst teil.
Quellennachweis:
Nassauisches Heimatbuch von Karl Jacobi, Wiesbaden 1913
Wiesbaden im Mittelalter von Otto Reukhoff
Geschichte von Nassau II. Teil von Dr. C. Spielmann, 1926
Beschreibung des Herzogtum Nassau vom C.D. Vogel Decan in Kirberg
Wiesbadener Verlag von Wilhelm Beyerle, 1843
Der Ehemalige Landkreis Wiesbaden von Dr. Phil. d.c. Albert Heuche, 1930
Breckenheimer Schulchronik ab 1750
Hauptstaatsarchiv Wiesbaden
Wiesbadener Landesbibliothek
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